Aufruhr in der Wohnmobil-Szene: Nach neuesten Erkenntnissen hätten hunderttausende Wohnmobile keine Zulassung erhalten dürfen. Grund: Deren Abgaswerte liegen bis zu 20-mal höher, als es die Grenzwerte gestatten. Die mit den Klassen Euro 5 oder Euro 6 zugelassenen Wohnmobile fahren faktisch als Euro-0-Fahrzeuge über die Straße, der Schadstoffausstoß liegt weit jenseits jeder Abgasnorm. Das zeigen neue, unabhängige Messungen der Deutsche Umwelthilfe.
Die neuen Vorwürfe erfassen in erster Linie Wohnmobile mit Fiat- und Iveco-Motoren, womit rund 80 Prozent der in Deutschland verkauften Reisefahrzeuge betroffen wären. „Aufgrund der Messwerte liegt der Verdacht auf eine illegale Abschalteinrichtung klar auf der Hand.“ erläutert Dr. V. Ghendler, Rechtsanwalt und Partner der auf Verbraucherrechte spezialisierten Kanzlei KRAUS GHENDLER RUVINSKIJ.
Damit nicht genug, mittlerweile muss sich der Stellantis-Konzern, zu dem Fiat Chrysler Automobiles (FCA) gehört, auch in den USA gegen Betrugs-Vorwürfe verteidigen. Hier kam es zu Anklagen gegen hochrangige Konzernmanager. Auch betroffene Kunden in Deutschland führen bereits eine Vielzahl von Schadensersatzklagen gegen Stellantis.
Vor dem Landgericht Koblenz wurde bereits einem betroffenen Kunden aufgrund seiner Klage die Rückzahlung des Kaufpreises abzüglich einer Nutzungsentschädigung zugesprochen, gegen Rückgabe des Wohnmobils. Das Gericht bestätigte eine vorsätzliche sittenwidrige Schädigung durch den Hersteller (Az. 12 O 316/20, Versäumnisurteil). Auch ein Behalten des Wohnmobils ist nach einer Klage möglich.
Experten zufolge ist die Abgasreinigung offenbar so kalibriert, dass sie genau während der Dauer eines standardisierten Testzyklus aktiv bleibt und sich anschließend abschaltet. Daraus folgen die katastrophalen Ergebnisse bei „echten“ Straßen-Tests.
Diese Prüfstandserkennung, auch „Cycle Beating“ genannt, führte jetzt in den USA zu Anklagen gegen mindestens drei Top-Manager des aus der Fusion der Automobilkonzerne Groupe PSA und Fiat Chrysler Automobiles (FCA) hervorgegangen Stellantis-Konzerns. Den italienischen Managern wird unter anderem Verschwörung zum Betrug und Verstoß gegen den „Clean Air Act“ vorgeworfen. Wegen ähnlicher Vorwürfe musste VW eine milliardenschwere Strafe zahlen, einige Manager wurden zu Haftstrafen verurteilt. In den USA sollen insbesondere Pick-Up-Trucks betroffen sein. Bereits 2019 zahlte Fiat in den USA eine Geldauflage von 800 Millionen US-Dollar wegen Diesel-Manipulationen – ohne Anerkennung eines Fehlverhaltens.
In Deutschland droht hunderttausenden Wohnmobil-Besitzern jetzt neben der Erkenntnis, dass das Fahrzeug die Abgaswerte eines Schwerlasters aufweist, vor allem ein immenser Wertverlust. „Hierfür muss der Hersteller die Kunden entschädigen. Letztendlich wird es so ablaufen, wie bereits aus dem VW-Skandal bekannt, und die Gerichte werden sich auf die Seite der Käufer stellen“ erwartet Dr. V. Ghendler. Insbesondere die bereits gefestigte BGH-Rechtsprechung komme hier zugunsten der Verbraucher zum Tragen. Aus diesem Grund decken auch alle Rechtsschutzversicherer in Deutschland die jeweiligen Klagen ab, sofern die Versicherung bereits zum Kaufzeitpunkt bestand
Die Anwaltskanzlei KRAUS GHENDLER RUVINSKIJ bietet beispielsweise eine kostenlose Erstberatung und Prüfung der Ansprüche an. So können Wohnmobilbesitzer anschließend selbst entscheiden, ob sie juristisch vorgehen möchten.
Pressekontakt:
Ilja Ruvinskij, Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht
Telefon: 0221 / 986 584 83
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